In der Warteschleife

Die Touristeninformation von Skjervøy

Die Touristeninformation von Skjervøy

Dienstag – 5. Juli: Da ich gestern fast anderthalb Tagesstrecken hinter mich gebracht hatte, war heute nicht wirklich viel zu tun. Doch obwohl ich den Tag sehr gemächlich angegangen bin und trotz aller Umwege und Pausen, war das Schwierigste, die viele Zeit totzuschlagen.

Erst mal habe ich meinen Aufenthalt in meiner Hütte so lange raus gezögert wie es nur ging. Mittags bin ich dann aber doch aufs Rad gestiegen, allerdings mit dem Plan, zunächst noch eine kleine Halbinsel zu umrunden (fünf Kilometer Umweg) und mich danach auf jeden Fall nicht zu beeilen. Dieser Plan wurde allerdings bald durch eine Baustelle auf der E6 durchkreuzt. Eine Seite der Straße war auf zwei Kilometern gerade frisch geteert worden. Daher mussten alle Fahrzeuge zunächst am Baustellenanfang warten und dann in einer Kolonne hinter einer Art Safety Car (norwegisch: ledebil) herfahren. Da ich mitten in der Schlange war und nicht überholt werden konnte – rechts war der noch dampfende Asphalt – habe ich wohl oder übel mit in die Pedale getreten, um dem ledebil, das mit knapp 40 km/h vorne weg fuhr, folgen zu können. Zum Glück war die Strecke nicht lang und mehr oder minder flach.

Warten auf den Bus

Warten auf den Bus

Bald war ich in Langslett angekommen, meinem Tagesziel, was das Radfahren anging. Von hier wollte ich den Bus nach Skjervøy nehmen und mir so zwei lange Tunnel ersparen. Während meiner Wartezeit fiel mir auf, dass der Tachometerstand bei einer Gesamtstrecke von 569 Kilometern angekommen war. Das ist zufälligerweise genau die Distanz, die ich auch in den knapp fünfeinhalb Monaten Vorbereitung (unterbrochen durch sechs Wochen Allergiepause) zwischen Köln und Bonn und in den Ausläufern des Bergischen Landes zusammengebracht hatte. Diesmal hatte ich nur neun Tage gebraucht.

So geht es deutlich schneller

So geht es deutlich schneller

Der Bus kam, der Busfahrer half mir mein Zeug einzuladen und los ging’s. Außer mir saß nur noch ein anderer Fahrgast mit im Bus. Es war übrigens eine weise Entscheidung, die Tunnel nicht auf dem Fahrrad zu durchqueren: Besonders der gut zwei Kilometer lange Maursundtunnel, der 92 Meter unter dem Meer auf die nächste Insel führt, wäre sehr unangenehm geworden. Eine enge Röhre geht erst in einer steilen Rechtskurve nach unten bis man die Talsohle erreicht hat und nach 200 Metern Flachstrecke in der nächsten Rechtskurve auch schon wieder steil bergauf. Noch dazu fanden im Tunnel gerade Bauarbeiten statt. Die Autos wurden daher – genau wie vorher auf der E6 – gesammelt und mussten Kolonne fahren. Da hätte ich mit dem Fahrrad nur den Verkehr aufgehalten oder wäre zurückgefallen und am Ende noch in den Gegenverkehr geraten.

Einsamer Rollator auf Skjervøys Hauptstraße

Einsamer Rollator auf Skjervøys Hauptstraße

Nach 45-minütiger Busfahrt war Skjervøy erreicht. Ein kleiner Plausch mit dem Busfahrer und eine kurze Einkaufsrunde waren schnell erledigt aber immer noch waren fast sieben Stunden übrig, bis mich um 22:45 Uhr die Hurtigrute abholen würde. Was macht man bloß mit soviel Zeit? Erstmal auf der Toilette im Hafen-Imbiss umziehen. Danach in die Touristeninformation, um herauszufinden, ob es ein Café mit Internetzugang gibt. Ging nicht – die Touristeninfo war schon seit 15 Uhr geschlossen. Also rüber ins Café Nordlys, wo ich aber nur noch die Putzfrau getroffen habe – auch hier war geschlossen. Gleiches galt für das Sport- und das Möbelgeschäft, die man sich vielleicht hätte anschauen können, und auch für den Buchladen. 16:15 Uhr – auf der Straße war kein Mensch. In Skjervøy scheinen sich noch nicht einmal Fuchs und Hase “Gute Nacht!” zu sagen, aber das auch nur, weil sie schon vorher vor lauter Langeweile eingeschlafen sind.

Nur beim Damenfriseur war noch offen. Da ich meine Frisur aber noch ganz in Ordnung fand, bin ich stattdessen nach kurzer Fotorunde durch die “City” in der menschenleeren Bar des ortsansässigen “Hotel Maritim” eingekehrt. Da lief zur Motivation für den weiteren Weg die Tour de France im Fernsehen und es gab heißen Kakao für fünf Kronen die Tasse. So kann man die Zeit auch rumbringen.

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3 Antworten auf In der Warteschleife

  1. Helmut (Hohnen) sagt:

    >>>Trondheim-Oslo-Fahrer grüßt Nordkapfahrer<<<

    Hallo Andreas,
    Waltraud (meine Frau) und ich sind Freunde Deiner Eltern aus Merkstein.
    2000 habe ich den "Styrkeproven" Trondheim-Oslo gefahren (540 km).
    Wir gratulieren Dir zu Deiner tollen Radtour und wünschen Dir weiterhin gute Fahrt, schöne Erlebnisse bestes Wetter und keine Pannen.

    Viele Grüße aus Herzogenrath von

    Waltraud und Helmut

  2. Arne sagt:

    :-) die vielen Baustellen scheinen echt doof zu sein… Hast Du eigentlich noch unplatziert Reifen aufgezogen?

  3. Hannelore sagt:

    Hallo Andreas,
    Deine Blogeinträge sind ja genial und die Bilder super, super schön. Eine tolle Leistung – die du mal eben neben der kleinen Fahrradtour – erbringst. Danke. “Gute Weiterfahrt!”
    Liebe Grüße
    Hannelore

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