Das Tor zum Eismeer

Tromsø von oben

Tromsø von oben

Sonntag – 3. Juli: Nach harten 75 Kilometern habe ich heute Tromsø erreicht. Und kaum war ich in der größten Stadt des Nordens angekommen, ging auch schon die Sonne auf. Bei rund 20 Grad habe ich daher den Rest des Tages für ein bisschen Sightseeing genutzt.

Doch so entspannt der Tag endete, so hektisch hatte er angefangen. Etwas spät losgekommen, musste ich mich auf den ersten elf Kilometern über mehrere Steigungen und mit Gegenwind ordentlich beeilen, um die Fähre zur nächsten Insel, Kvaløya, noch zu bekommen. Ansonsten hätte ich gut zwei Stunden auf die nächste warten müssen. Auf der Fähre war dann bei bestem Wetter erst mal Entspannung angesagt. Aber nur kurz: Schon bald war Kvaløya erreicht und es ging wieder aufs Fahrrad.

Blaubeer-Marmeladen-Brot an der Bushaltestelle

Blaubeer-Marmeladen-Brot an der Bushaltestelle

Einmal durch die Klippen die Küstenstraße herunter und um ein Fjordende herum und schon war die Sonne wieder weg – was blieb war der Gegenwind, auch als es steil bergauf in ein Hochtal ging. Oben war es dann bei rund zehn Grad relativ kalt. Nach steiler Abfahrt und mit heißen Bremsen wieder unten angekommen hatte ich schon rund 50 Kilometer geschafft und brauchte erst mal eine Pause. Aus irgendeinem Grund war nämlich das Essen diesmal zu kurz gekommen und ich hatte dementsprechend müde Beine. Satt aber immer noch recht schlapp habe ich die restlichen 25 Kilometer nach Tromsø dann etwas langsamer angehen lassen.

Das Denkmal der Walfänger

Das Denkmal der Walfänger

Dort angekommen schien wieder die Sonne und so wollte ich dann doch nicht im Hotelbett liegen und schlafen, sondern ein bisschen was von der Stadt sehen, die man auch “Paris des Nordens” nennt. Ein durchreisender Franzose soll ihr den Namen gegeben haben. Warum, habe ich leider nicht ganz klären können. Irgendwo habe ich gelesen, das ähnliche Flair der beiden Städte sei der Grund gewesen. Sobald die Sonne raus komme, seien in Tromsø im Sommer auch bis tief in die Nacht noch die Straßenmusiker aktiv. Ehrlich gesagt habe ich auf meiner Runde durch die Innenstadt trotz 20 Grad und Sonntag keinen einzigen Straßenmusiker getroffen. Mein Tipp ist daher: Dem französischen Reisenden muss damals aufgefallen sein, dass Tromsø mit seiner Insellage in einer Meerenge von oben genau so aussieht, wie die Île de la Cité in der Seine in Paris.

Blick auf den Hafen

Blick auf den Hafen

Trotzdem ist Tromsø eine schöne Stadt, die es sich durchaus lohnt, genauer anzusehen. Ich wollte das von unten und von oben tun. Das geht vom Storsteinen, dem Hausberg, der auf der anderen Seite des Sunds liegt und auf den eine Seilbahn, der Fjellheisen, hinaufführt. Nachdem der Taxifahrer, den ich zum Glück vorher nach dem Preis gefragt habe, für die ca. drei Kilometer lange Fahrt umgerechnet rund 18 Euro haben wollte, bin ich doch lieber gelaufen. Vorbei an Domkirche, Amundsen-Denkmal, Hurtigruten-Kai und Hafen mit Walfänger-Denkmal und über die Tromsø-Brücke, rüber zur Eismeerkathedrale und weiter zur Talstation.

Die Eismeerkathedrale

Die Eismeerkathedrale

Auch von der 1000 Meter langen und ungefähr 35 Meter hohen Brücke hatte man schon einen schönen Blick auf Hafen und Altstadt. Allerdings ist der Fußgängerweg, auf dem man hoch über dem kalten Wasser dahingeht, doch eine etwas abenteuerliche Konstruktion: Einzelne, ungefähr einen Quadratmeter große und teilweise recht rostige Metallplatten sind – so scheint es jedenfalls – nur mit ein paar Schräubchen aneinander und am Rest der Brücke festgemacht. Das ganze federt und schwankt fast bei jedem Schritt. Am anderen Ende der Brücke liegt die Eismeerkathedrale, das Wahrzeichen von Tromsø.

Bergstation der Seilbahn

Bergstation der Seilbahn

Die Fahrt mit der Seilbahn auf den 420 Meter hohen Storsteinen dauert nur wenige Minuten. Oben angekommen hat man einen herrlichen und weiten Blick auf die Stadt und die umliegenden Berge, den ich erst mal eine Weile in der Sonne genießen musste, bevor ich die Rückfahrt ins Tal angetreten habe. Zurück in die Innenstadt bin ich dann ebenfalls wieder über die schwankende Brücke gelaufen. Ich hoffe, sie hält wenigstens noch ein paar Stunden, denn morgen muss ich mit dem Fahrrad auch noch einmal auf die andere Seite fahren.

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5 Antworten auf Das Tor zum Eismeer

  1. Sabine sagt:

    Es ist immer eine Freude, von Dir und Deiner Reise zu lesen. Ich warte drauf wie auf die tägliche Zeitung. Vielleicht solltest Du auch eine Weiterfahrt nach Tibet überlegen…

  2. arne sagt:

    super, Zini! 75km: stattlich, Deine Etappen!
    Erinnert mich alles sehr schön an 2010.
    Kopf zwischen die Schultern und weiter! Immer weiter!!! ;-)

    LG,
    Arne

  3. arne sagt:

    …der eingelegte Gang am Rad auf dem Blaubeermarmeladenfoto sagt auch eine Menge… ;-)

  4. Nicole Scherschun sagt:

    Die Stadt sieht super schön aus…solche Vergleiche sind ja immer subjektiv…genauso wie Sankt Petersburg, das Venedig des Nordens…so ein Quatsch! Die beiden Städte haben Wasser und ein paar Brücken gemeinsam :-) Vor allem im Winter ist der Unterschied eklatant.
    Tolle Reise bei dir! Freue mich auch immer, Neues von dir zu lesen! Gute Weiterfahrt!

  5. az sagt:

    @alle: Vielen Dank!

    @Nicole: Aber das “Venedig des Nordens” ist doch – wie wir in diesem Blog gelernt haben – Henningsvaer auf den Lofoten… ;-)

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