Ich verstehe jetzt, warum die Profis bei der Tour de France auch an Ruhetagen aufs Rad steigen und 50, 60 oder sogar mehr Kilometer herunterkurbeln. Man bleibt einfach in der Übung. Wie gut, dass die Etappe, die mich am Freitag ein gutes Stück weiter nach Osten bringen sollte, ganz gemächlich anfing: im Liegestuhl auf der Fähre.
Gleich zweimal hieß es Abschied nehmen. Zum einen von Andøya und Andenes, an das ich doch ein wenig mein Herz verloren habe. Wahrscheinlich, weil ich erst morgens um fünf halb schlafend, halb vor mich hin halluzinierend an der ganzen Insel entlang gefahren bin und man dabei doch einen ganz anderen Eindruck von den Dingen bekommt. Aber sicher auch, weil ich hier die sehr beeindruckende Begegnung mit den Pottwalen hatte, die auch am nächsten Morgen noch nachwirkte.Der zweite Abschied war der von Martin, dem Schweden, den ich schon tags zuvor auf der Wal-Safari wiedergetroffen hatte. Er fuhr ebenfalls nach Senja, um dort dann aber eine andere Route zu nehmen als ich. Während ich mitten durch die Insel hindurch fahren wollte, würde er an der Küste weiter radeln, eine Strecke, die ich für mich wegen der zahlreichen Tunnel und mehrerer steiler Abfahrten, die ich meinen Bremsen nicht zumuten wollte, ausgeschlossen hatte.
Zunächst aber konnten wir die ersten 25 Kilometer noch gemeinsam in Angriff nehmen und mussten uns dabei auch gleich ganz schön anstrengen. Kaum in Gryllefjord von der Fähre gerollt, wartete der erste knackige Anstieg. Auf rund anderthalb Kilometern ging es vom Fjord auf 172 Meter hoch. Zur Belohnung für die Plackerei wartete oben am Rastplatz eine recht lustige Unterhaltung mit einer Gruppe norwegischer Lehrerinnen, die mit ihrem Auto dort angehalten hatten und – wie sie mehrfach behaupteten – ebenfalls auf einer Fahrradtour waren – nur eben im Moment halt gerade ohne Fahrräder… Danach ging es an der Küste weiter, vorbei an felsigen, kleinen Buchten mit weißem Sand und leuchtend grünem Wasser, bis irgendwann der Abzweig kam, an dem mein Weg weiter geradeaus führte, während Martin links abbog. Er hatte mir irgendwann in den vergangenen Tagen erzählt, dass nicht, wie mal erwähnt, Osteuropa sein endgültiges Ziel sein sollte, sondern vielmehr Tibet. Ein Jahr lang will er sich Zeit lassen, um dort anzukommen. Ich hoffe, ich sehe ihn bald mal wieder. Da ich nun in Richtung Inselmitte unterwegs war, wurde es jetzt erst so richtig steil und das gleich mehrfach und dann auch über mehrere Kilometer. Zum Glück war der Weg zu dem Campingplatz, den ich mir für die Nacht ausgesucht hatte, nicht mehr allzu weit – dachte ich. Doch leider entpuppte sich das, was auf der Internetseite mit “ausgeschilderte Straße zum Campingplatz” beschrieben wurde, in Wahrheit als acht Kilometer lange Schotterpiste durch den Wald. Gar nicht gut für Reifen und Nerven, und auch nicht für die Reisegeschwindigkeit.Nach einer kalten Nacht im Zelt ging es morgens gezwungenermaßen erst mal wieder auf dem geschotterten Waldweg weiter, bis endlich, nach sechs langsamen Kilometern, die asphaltierte Straße wieder auftauchte.
Dort bin ich dann ganz gut vorangekommen, bis ich mittags nach 55 Kilometern den Tag auf dem Rad für beendet erklärt habe. Bei zehn Grad, Wind und grauem Wetter mit ein bisschen Regen hier und da war mir nicht nach noch mehr zumute. Daher habe ich mir kurz vor der Fährstation, von wo ich morgen früh auf Kvaløya (deutsch: die Wal-Insel) übersetzen und dann weiter nach Tromsø radeln werde, eine Hütte gemietet. Die Heizung ist aufgedreht, ich schaue raus auf Berge und Meer, das nur zehn Meter vor meinem Fenster anfängt, und sehe den Eiderenten beim Tauchen zu.
Ach, tiptop! Klingt alles super! Verlier mal ein paar Worte darüber, ob das Equipment funktioniert! Anhänger läuft? Kupplung kippt nicht?